#019 – Tarifa, Andalusien

Tarifa sollte für mich eigentlich nur ein kurzer Zwischenstopp werden und letztendlich habe ich hier zweieinhalb Wochen verbracht und jede Menge erlebt – ein paar Eindrücke von meinen Ausflügen nach Gibraltar und Marokko habt ihr ja in den letzten beiden Blogbeiträgen schon bekommen. So lange habe ich mich seit dem Surfcamp im Sommer nicht mehr an einem Ort aufgehalten und es hat einfach mal wieder richtig gut getan, irgendwo „anzukommen“ und zu bleiben – die Straßen, Geschäfte und der allerschönste Stellplatz direkt am Meer haben sich nach ein paar Tagen so vertraut angefühlt und das war wahrscheinlich genau das Richtige für die erste Zeit alleine im Van. Schon beim allerersten Reinfahren in den Ort, hatte ich ein total wohliges Gefühl – man merkt einfach sofort, dass das Surfen hier allgegenwärtig ist und die Stimmung dieser kleinen Stadt das ganze Jahr über beeinflusst – ich glaub ich hab noch nie so viele Camper, Vans und Wohnmobile an einem Ort versammelt gesehen. Aber fangen wir ganz am Anfang an:

Tja und was soll ich sagen: am Nachmittag, als ich angekommen bin, war noch blauer Himmel und Sonnenschein und dann hat es einfach geschlagene 4 Tage geregnet und gestürmt. Aber nicht nur ein bisschen – man konnte keine 10 Schritte gehen, ohne völlig durchnässt zu sein und der Wind war so heftig, dass ich wirklich ernsthaft daran gezweifelt habe, dass Vänilla auf ihren vier Reifen bleibt und nicht einfach umkippt. Das war eine Herausforderung 😀 Ein neuer Ort, eine komplett neue Situation so ganz alleine und dann nicht mal die Möglichkeit, IRGENDWAS außerhalb meiner 6 Quadratmeter zu tun – ich sag’s wie es ist. Es war ziemlich beschissen und die Tage haben sich ewig angefühlt. Ich hab natürlich viel gelesen, viel gestrickt (nur um dann festzustellen, dass meine Wolle niemals für den ganzen Pullover ausreicht) und viel vor mich hin gegrübelt.

Als der Regen dann endlich aufgehört hat, konnte ich zum ersten Mal auf Erkundungstour gehen und die Faszination für diesen Ort absolut nachvollziehen: die kleine Altstadt ist ein Gewirr aus Gassen und kleinen weißen Häusschen und überall verstecken sich niedliche Bars und Restaurants, Concept Stores und natürlich Surfshops – davon gibt es gleich am Eingang nach Tarifa auch nochmal jede Menge, sodass es mich ein bisschen an das Surf-Outlet in Hossegor in Frankreich erinnert hat. Den besten Kaffee gibt es auf jeden Fall im „Numeró C“ und den besten Matcha in der Power House Bakery – mindestens genauso gut wie die leckeren Kuchen und Croissants. Viel mehr Restaurant Empfehlungen gibt es an dieser Stelle leider nicht…der Gedanke, alleine essen zu gehen, ist mir noch nicht geheuer, also wird im Moment umso mehr selbst gekocht.

Von fast jedem Punkt aus, kann man nach Afrika sehen und üblicherweise ist der Himmel immer voller Kiteschirme, denn was in Tarifa niemals fehlt ist WIND. 

Nachdem mir eine ganz liebe Followerin dann ein paar Tipps für die besten Stellplätze außerhalb der Stadt verraten hat, hab ich mein persönliches Paradies gefunden: nur 5 Minuten von Tarifa entfernt gibt es einen kleinen Surfspot (also fürs Wellenreiten – nicht fürs Kiten) an dem so an die 10 Vans Platz finden und der die schönste Aussieht überhaupt bietet. Mit dem Heck zum Meer geparkt hatte ich hier wirklich die schönsten Stunden und Sonnenuntergänge seit langem. Außerdem lag gleich gegenüber der Ausgangspunkt zu einer 10km langen Wanderung durch ein Naturschutzgebiet, die ich dann auch direkt in Angriff genommen habe und nach den ersten eher schwierigen Tagen hier war das glaub ich der Moment, wo ich mich wieder richtig glücklich und wphl gefühlt habe: mit Blick auf Afrika, den Atlantik und das Mittelmeer. Ich meine – wie verrückt ist diese Welt eigentlich?

Und so hat sich nach kurzer Zeit ein ziemlich guter Rhytmus eingestellt: alle 2-3 Tage habe ich meinen Traumplatz verlassen, um in die Stadt zu fahren und Besorgungen zu machen und Wasser aufzufüllen oder um mit Jana (meine erste Travel-Bekanntschaft hier in Tarifa, die mich auch nach Tanger begleitet hat) ins Training zu gehen oder um irgendwelche Ausflüge zu machen. Die restliche Zeit hab ich zum Surfen genutzt (wenn es mal „windstill“ genug war) oder zum Arbeiten, Lesen, Sonnen und einfach SEIN. Am Tag vor meiner geplanten Abreise kamen dann noch 2 ganz liebe Menschen aus Tschechien zu mir, die ich bisher nur über Instagram kannte und die auf ihrem Weg nach Marokko bei mir vorbeikommen und persönlich Hallo sagen wollten. Tja und dann haben wir uns so gut verstanden, dass ich meine eigentlichen Pläne, die Küste bis nach Cadiz noch etwa 5 Tage ganz gemütlich zu bereisen, über Board geworfen und kurzerhand doch noch fast eine Woche länger gebelieben bin. Das ist doch das Schönste am Vanlife: alles kann sich ändern und nichts ist für immer. Außer die Freundschaften, die man schließt. 

Vor ein paar Tagen bin ich dann mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Cadiz aufgebrochen, um am nächsten Tag meine Fähre ins bisher größte Abenteuer zu erwischen: Fuerteventura!