#013 - Von Porto nach Nazaré und weiter in den Süden

Nach sieben Tagen auf der Insel, saß ich wieder im Flieger auf dem Weg zurück nach Porto – vollgetankt mit Sonne und noch immer etwas überfahren von all den Ereignissen der letzten Tage. Als ich dann aber am Flughafen wieder in Chris Armen war, hab ich mich sofort wieder ganz ruhig und zu Hause gefühlt. Abgesehen davon war der Empfang in Porto nicht unbedingt bilderbuchmäßig: es war kalt, grau und hat in Strömen geregnet. Also genauso, wie ich die Stadt eine Woche zuvor verlassen hatte, hat sie mich auch wieder begrüßt. Vom Flughafen ging es dann erstmal mit der S-Bahn ins Zentrum und in das AirBnB, in dem Chris die letzte Woche mit seiner Mama gewohnt hat und in dem wir noch eine weitere Nacht alle gemeinsam verbringen würden. Bei dem Wetter, war ich auch gar nicht so traurig darüber, Vänilla noch nicht wieder zu sehen, denn das Leben im Van im Dauerregen ist dann irgendwann auch nicht mehr romantisch. Abends wollten wir noch alle gemeinsam schön essen gehen, bevor Chris Mama am nächsten Tag zurück nach Wien fliegen würde und dafür hatten wir uns ein richtig tolles israelisches Restaurant ausgesucht.

Am nächsten Tag wollten Chris und ich noch einmal durch Porto schlendern und die schönsten Ecken besuchen – Chris hatte ja schon eine ganze Woche Zeit, die Fühler auszustrecken und wollte mir das Ein oder Andere in Porto zeigen. Aber leider, wie nicht anders zu erwarten, hat es ml wieder in Strömen geregnet und unsere Tour durch Porto führte uns deshalb zunächst zur Bolhão – einer großen, teils überdachten Markthalle mit einer riesen Auswahl an regionalem Obst und Gemüse, Honig, Fleisch und vor allem FISCH. Die Markthalle ist vor allem bei gutem Wetter ein trubeliger und beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen, um auf den Stufen im denkmalgeschützten Gebäude frische Austern zu essen und dazu ein Glas Portwein zu trinken. An diesem Tag stand der Boden der Halle allerdings komplett unter Wasser und die Stufen waren leer, aber wir haben trotzdem eine Jakobsmuschel probiert, bevor wir ins nächste Geschäft geflüchtet sind, um uns den größten Regenschirm aller Zeiten zu kaufen. Damit ging es dann einigermaßen trocken weiter durch die Straßen, allerdings haben wir außer unseren Füßen und dem schwarzen Schirm über unseren Köpfen dann nicht mehr viel gesehen. Das war aber halb so wild, denn ich hatte eine Mission: nach langen Hin und Her hatte ich mich dazu entschieden, meine Haare, die vom Sommer ganz schön mitgenommen waren, ETWAS abzuschneiden. Also steuerten wir den nächstbesten Friseur an, der einer super sympathischen Brasilianerin mit sehr beeindruckendem Afro gehörte, und schwupps waren die Haare ab. Zugegeben um einiges Kürzer als beabsichtigt, aber ich hab mich sofort wohlgefühlt und nach meiner Typveränderung hat sich auch das Wetter um 180 Grad gedreht und es kam doch tatsächlich noch die Sonne raus. So konnten wir doch noch ein kleines Bisschen den Zauber von Porto mit seinen unzähligen Fliesenhäusern und schönen Cafés genießen, bevor wir uns am frühen Abend per Uber auf den Weg zu unserem Freund NIki gemacht haben, der uns netterweise den Parkplatz vor seiner Tür etwas außerhalb von Porto für Vänilla angeboten hatte, während ich verreist und Chris im AirBnB war. Endlich wieder home sweet home.

Eigentlich waren wir uns beide einig, dass wir so schnell wie möglich weiter in den Süden wollten, denn das Wetter sollte sich in den nächsten 2 Wochen überhaupt nicht zum besseren wenden. Sogar ganz im Gegenteil: an der Westküste Portugals wurde ein Sturm und demenstprechend auch Wellen erwartet, die sogar die Locals dazu veranlassten, an den Strand zu gehen und das Naturspektakel zu beobachten. Es war also auf jeden Fall kein typisches Oktoberwetter in Portugal und die Möglichkeiten im Van bei sintflutartigem Regen und Wind sind natürlich ziemlich begrenzt. Aber so richtig konnten wir uns auch nicht dazu durchringen, direkt an die Algarve zu fahren, weil auf dem Weg noch so viele Orte lagen, die ich unbedingt mitnehmen wollte: Nazaré, Peniche, Ericeira und natürlich Lissabon. Optimistisch wie ich bin, hielten wir also an der ursprünglichen Route fest und machten uns auf den Weg nach Nazaré – dem vielleicht einzigen Ort an dem Sturm und rekordverdächtige Wellen Sinn machen, denn der kleine Fischerort ist schließlich seit einigen Jahren als Big Surf Sport weltweit bekannt und nachdem ich den Forecast für die nächsten Tage gecheckt hatte, sah es ganz danach aus, als würden wir mit ein bisschen Glück die berühmten Riesenwellen zu Gesicht bekommen. Damit diese bis zu 30 Meter hohen Wellen entstehen können, muss nämlich alles stimmen: der Swell und die Swell-Richtung, die Windrichtung und die Periodenzahl der Wellen. Nur dann entstehen aufgrund des Tiefseegrabens vor der Küste von Nazaré die Wellen, die unter Fischersleuten im Ort nur die „Gigantes“ genannt werden und von den besten Big Wave Surfern der Welt gesurft werden. 

Bis es soweit war, dauerte es allerdings noch ein paar Tage, und da wir ja absolut keinen Zeitdruck hatten, beschlossen wir, für eine Woche auf dem Campingplatz in Nazaré zu bleiben. Dort gab es wenigstens einen sturmsicheren Stellplatz und heiße Duschen. Die Tage bis zum großen Big Wave Tag haben wir fleißig für die Arbeit genutzt und waren nach langem auch mal wieder in einer CrossFit Box trainieren. Die Leute von CrossFit Adamasthor waren super freundlich und haben uns direkt einen guten Preis für 3 Drop Ins gemacht, sodass der Muskelkater am Ende der Woche schonmal vorprogrammiert war. Richtig tolle Box, wenn man mal in der Nähe von Nazaré ist! Falls ihr Lust habt und ein paar mehr Eindrücke von Nazaré sehen wollte, dann schaut doch gerne mal bei unserem brandneuen YouTube Kanal vorbei – nach langem Hin und Her haben wir nämlich beschlossen, unsere Reise auch in Form von Vlogs festzuhalten und der allererste Vlog ist seit ein paar Tagen online. Den Link findet ihr weiter unten in der Fußleiste und ich freu mich über jede/n, der/die vorbeischaut.

Spoileralarm: richtige Monsterwellen haben wir letztendlich leider nicht gesehen, weil sich die Bedingungen immer wieder geändert haben. Die kamen dann genau einen Tag nachdem wir abgereist und weitergefahren sind an. Najaaaa. Dafür haben wir den stärksten Wind aller Zeiten zu spüren bekommen – ohne Witz, Kinder und Hunde sind fast vom Boden abgehoben und selbst Chris und ich hatten Mühe, auf den Füßen zu bleiben und durch die unmittelbare Nähe zum Meer hatte man überall Salz von der Gischt im Gesicht und in den Wimpern. Eigentlich gar nicht so ungefährlich aber so viel gelacht hab ich trotzdem schon lange nicht mehr.

Unser nächstes Ziel war der Surferort Peniche, aber auf dem Weg dahin wollten wir noch einen kleinen Abstecher ins „schönste Dorf Portugals“ machen: Óbidos. Ehrlich gesagt hatte ich diesen Ort überhaupt nicht auf dem Schirm, weil er etwas weiter im Landesinneren liegt und ich mich natürlich hauptsächlich auf die Küstenregion und die nächstbesten Surfspots fokussiere, aber eine der Trainerinnen aus der CrossFot Box hat uns einen Besuch in dem kleinen Dörfchen ans Herz gelegt und es war wirklich total schön! Obwohl es sich für mich noch gar nicht nach Weihnachten anfühlt, rückt das Fest ja immer näher und natürlich wird auch hier überall ordentlich geschmückt, sodass die kleinen Gassen in Óbidos schon ein kleines bisschen Weihnachtsflair versprüht haben. Überall gibt es kleine süße Geschäfte und viele gemütliche Restaurants und das traditionelle Getränk „Ginja“ – ein Kirschlikör, der im essbaren Schokobecher serviert wird. Haben wir natürlich probiert und für nicht gut befunden 😀 Schmeckt 1:1 nach Mon Chérie Pralinen. Nichts für mich aber Mama, du würdest es lieben.

In Peniche angekommen, erwartete uns zwar der lang ersehnte Surfervibe und ein, zwei nette Cafés zum Arbeiten und Verweilen (und in einem davon haben wir zufällig einen Bekannten aus dem Surfcamp wieder getroffen, ach die Welt ist so klein) aber mal ehrlich: selbst der lässigste Ort sieht bei grauem Himmel, Sturm und Dauerregen irgendwie trostlos aus und so langsam hatten wir sogar im Van ein durchgehend klammes Gefühl. Und auch hier gab es absolut keine Aussicht auf irgendwelche surfbaren Wellen in den nächsten Tagen. Nach kurzer Lagebesprechung und nur einem Tag ging es für uns also endgültig in den Süden – die Algarve klang mit Sonnenschein und 20 Grad einfach zu verlockend. Das hieß für uns aber leider auch, Lissabon erstmal links liegen zu lassen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und trotzdem sitze ich gerade hier in einem Café im wunderschönen Lissabon und schreibe diesen Beitrag – wieso weshalb warum, erfahrt ihr dann im nächsten Blog.

Stay salty,

Lea