#004 Ligurien

Oder besser gesagt: die italienische Riviera. In den letzten Tagen sind wir nämlich stundenlang über malerische, die Ligurischen Alpen rauf und runter gewundene (und ziemlich knapp bemessene) Küstenstraßen gefahren und hatten mehr als einmal Angst um unsere Außenspiegel. Was nicht unbedingt nur an den engen Straßen, sondern auch am Fahrstil der ItalienerInnen liegt. Chris hat es eigentlich ganz gut getroffen, als er zwischendurch sagte: „jetzt gibt es eh schon zwei Spuren und die Italiener fahren trotzdem dreispurig“. Aber trotz ein bisschen Angstschweiß und einer heißgelaufenen Vänilla, würde ich die Strecke immer wieder fahren. Man braucht zwar aufgrund der vielen Höhenmeter und Haarnadelkurven teilweise 5 Stunden für 140km (kein Witz, been there, done that), aber die Ausblicke auf azurblaue Buchten und die süßen italienischen Küstenorte sind es wirklich Wert.

Nach unserem kurzen Stopp in Verona, sind wir auf direktem Weg Richtung Meer gefahren. Genauer gesagt nach Porto Venere. Ich hatte uns zufällig irgendeinen Stellplatz mit toller Aussicht rausgesucht und dort angekommen ist uns dann aufgefallen, dass wir am südlichsten Zipfel der italienischen Riviera und im Herzen der Cinque Terre gelandet sind. Die Fahrt zu dieser tollen Aussicht war wieder etwas abenteuerlich und steinig, aber oben angekommen hatten wir einen unglaublichen Blick über den Golf von Genua und die Inseln Palmaria und Isola del Tino – und ganz schwach am Horizont die Umrisse von Korsika. Außerdem stand dort ein super süßer kleiner Wohnwagen, der zu einem Foodtruck umgestaltet worden war und laut Holztafel jeden Tag von 10-19 Uhr geöffnet sein sollte – natürlich war er genau an diesem Tag nicht geöffnet, so ist das in Italien mit den Öffnungszeiten. War aber überhaupt nicht schlimm, denn wir wollten die verblebenden Stunden des Tages sowieso zum Arbeiten nutzen. Später am Abend sind wir dann aber 20 Minuten zurück ins Tal gefahren, weil es im Naturschutzgebiet nicht gestattet ist, zu übernachten – darauf hat uns auch nochmal eine freundliche Anwohnerin hingewiesen und erzählt, dass es leider schon häufiger vorgekommen ist, dass Leute diese Regelung missachten und beim Verlassen des Platzes einen Haufen Müll hinterlassen. Versteht sich eigentlich von selbst aber Leute, nehmt immer und überall euren Müll mit.

Am nächsten Morgen sind wir aber direkt wieder den steilen Hang raufgefahren, weil man von dort oben auch eine etwa 1-stündige Wanderung nach Porto Venere starten kann und DAS wollte ich unbedingt machen – außerdem war es weit und breit der einzige kostenlose Parkplatz für den Tag. Oben angekommen haben wir dann gesehen, dass der Food Truck geöffnet war und die total liebe Besitzerin kennengelernt. Sie meinte, es sei überhaupt kein Problem, Vänilla für ein paar Stunden bei ihr stehen zu lassen. Fünfzehn Minuten unterwegs über Stock und Stein und auf einmal raschelt etwas direkt neben mir im Unterholz – und wir sehen eine Wildschweinmama mit ihrem Frischling! Einfach keine 3 Meter entfernt. Ganz kurz hatten wir Angst um unser Leben (man weiß ja nie, ob Mama in den Angriffsmodus übergeht) aber dann war die Aufregung doch größer und ich habe es sogar geschafft, sie ganz kurz zu filmen. Nach ungefähr 2 Stunden (statt einer weil einmal falsch abgebogen und verlaufen) durch schönste Natur, Olivenhaine und super steile enge Schluchten, sind wir am Hafen von Porto Venere gewesen. Ein iltalienisches Küstendorf wie aus dem Bilderbuch. Die mittelalterliche Burg ‚Castello Doria‘ umschließt dort eine wunderschöne felsige Bucht, in der man sogar baden kann – und das haben wir dann auch direkt getan. 

Und dann: den ganzen Weg wieder zurück, diesmal bergauf. Oben angekommen, gab es dann erstmal ein kühles Bier für Chris und einen Aperol für mich und zwei Panini vom Foodtruck mit einem letzten Blick über die Bucht, bevor wir noch knappe 2 Stunden weiterfahren wollten. Kriterium Nummer eins für den nächsten Stellplatz: eine Dusche.

Die haben wir dann auch gefunden. Und einen unglaublichen Stellplatz umsonst und direkt am Meer noch dazu – irgendwo in der Nähe von Sestri Levante. Nach der Dusche am Strand gab es noch Gnocchi Genovese (das berühmte Pesto kommt nämlich aus dieser Region) und dann sind wir ziemlich schnell bei offenem Fenster und Meeresrauschen eingeschlafen.

Am nächsten Tag sind wir einigermaßen früh aufgestanden, denn wir wollten einige Kilometer zurücklegen – auch wenn ich am liebsten in jedem noch so kleinen Ort an der Küste für ein Gelato Halt gemacht hätte. Aber so langsam aber sicher, sollten wir uns Richtung Frankreich bewegen…

Stay salty,

Lea