#001 Hamburg - Prag

Am Tag vor der Wohnungsübergabe begann ich so langsam zu realisieren, dass es jetzt wirklich losgeht. Endlich. Nach zwei Monaten Planung (mehr oder weniger) und Ausmisten, eBay Kleinanzeigen und Wohnung putzen (eher mehr als weniger) war es soweit: ab morgen wären wir offiziell Wohnungslos. Chris sagte „jetzt gibt es kein Zurück mehr“ und ich dachte einfach nur „GUT. Ich bin bereit“.

Die letzte Nacht in Hamburg verbrachten wir bereits im Van auf der Straße vor unserer Noch-Haustür, da wir bei unserer letzten Fahrt zum Recyclinghof natürlich auch unsere Matratze entsorgt hatten. Ich dachte noch, ich kann vor lauter Aufregung bestimmt nicht schlafen, aber tatsächlich hab ich geschlafen wir ein Baby. Ein gutes Zeichen. Nach einer letzten ausgiebigen Dusche und Übergabe der Schlüssel, saßen wir also im Auto aka unserer neuen Wohnung aka Alles, was wir besitzen. Und der Gedanke, dass wirklich Alles, was uns gehört und ohne das wir nicht leben könnten (denn alles Andere musste aus Platzgründen leider gehen) war irgendwie beruhigend und ziemlich schön.

Der erste Stopp auf unserer Reise sollte Prag sein – aber wir hatten eigentlich beide ganz dringend das Bedürfnis, erstmal aus der Großstadt raus und so richtig im Vanlife anzukommen. Ein bisschen Ruhe genießen und nochmal Alles, was in den letzten Wochen passiert ist, sacken lassen.

Also sind wir etwa eine Stunde nördlich von Prag an einem See stehen geblieben, der, wie sich herausstellen sollte, sogar der zweitgrößte See Tschechiens ist. Mit überschaubaren 10km Radius. Es war der erste richtig heiße Tag und wir beide hatten immer noch mehr das Gefühl, in den Urlaub zu fahren. Und nicht in unser neues Leben.

Unser Parkplatz war einfach bilderbuchmäßig schön mit Blick auf den See und dabei komplett GRATIS. Sowas erlebt man in Deutschland oder Österreich eigentlich fast nie und wir haben uns wirklich richtig darüber gefreut – mal wieder so ein Moment, in dem man die kleinen Dinge des Lebens schätzen lernt. Es gab sogar einen kurzen sandigen „Strandabschnitt“ mit ein paar Sonnenschirmen, einer netten kleinen Strandbar und etwas weiter draußen im See eine schwimmende PLattform. Trotz der Uhrzeit (es war ungefähr 18.00 Uhr) waren noch einige Badegäste da und haben die Sonne aufgesaugt.

Nach den Stunden im Auto wollten wir uns beide ein bisschen bewegen, also ist Chris eine Runde um den See laufen gegangen und ich hab mich in meinen Badeanzug geschmissen, um ein paar ausgiebige Runden zu schwimmen. Das Wasser war noch ziemlich frisch aber glasklar und super angenehm und während ich so vor mich hingeschwommen bin, konnte ich die ganze Zeit nur eins denken: „DAS ist jetzt den Leben, Lea. Gewöhn dich dran“. Glücksgefühle pur.

Danach gab’s ganz klassisch Spaghetti mit Tomatensauce (schmeckt im Van einfach noch besser – ich bin gespannt, ob sich das nach der Zeit irgendwann legt oder immer so sein wird) mit Ausblick auf den schönsten Sonnenuntergang. Und Einschlafen mit Grillenzirpen im Hintergrund – Kitsch pur.

Der perfekte Start ins Vanlife also. Kann mich mal bitte jemand kneifen?


Stay salty,

Lea